Ich sehe was, was Du nicht siehst!
GEDOK women artists open your eyes
Zum 90 jährigen Jubiläum der GEDOK
Marion Anna Simon und Johanna Hansen sind vertreten beim „Thusnelda-Kunstpreis 2016“, Kloster Willebadessen:
Dauer: 27.8.16 bis 3.10. 16
siehe dazu: Ichsehewas
Der Ausstellungstitel greift ein allgemein bekanntes Ratespiel auf, das in grauer, von den modernen Medien unbelasteter Vorzeit unter Kindern und häufig mit den Eltern gespielt wurde und keiner Hilfsmittel bedurfte. Gesucht wurde ein Gegenstand, der im gemeinsamen Gesichtskreis aufzufinden war. Als Suchhilfe nannte man in der Regel die Farbe des Suchobjektes.
Hier fungiert der Satz „Ich sehe was, was Du nicht siehst!“ als Hinweis auf den Gesichtssinn, der das Thema dieser Ausstellung ist, mit der eine Ausstellungsreihe
der GEDOK OWL zum klassischen
Kanon der fünf Sinne fortgesetzt und vorerst beendet wird.
Im Kontext der bildenden Kunst erinnert der Satz an eine Formulierung von Paul Klee, wonach die Kunst nicht etwas Sichtbares wieder gibt, sondern etwas sichtbar macht. So gesehen erhält das „Ich sehe was, was Du nicht siehst!“ eine spezifische, an die Kunst gebundene Bedeutung. Die Kunst ahmt nicht nach, sondern schafft eine eigene, nur in ihr sichtbare Wirklichkeit.
Der Ausstellungstitel könnte auch auf Willi Baumeister Bezug nehmen, der zeitlich parallel zu Paul Klee durch eine archaisch anmutende abstrakte Zeichensprache hervorgetreten ist und diese später in einem Buch über „Das Unbekannte in der Kunst“ legitimiert hat. Die Offenheit für das Unbekannte steht für eine avantgardistische Absage an eine akademische, von Traditionen vorbestimmte Kunstpraxis, die im Historismus kulminierte. In diesem Sinne verweist der englische Untertitel der Ausstellung nicht nur auf die Künstlerinnen der GEDOK, die 2016 ihr 90-‐jähriges Bestehen feiert, sondern ebenso auf eine spezifische Leistung der bildenden Künstlerinnen, mit der sie tatsächlich dem Betrachter die Augen öffnen.
Die Ausstellung versteht sich als eine Hommage an den Gesichtssinn und die mannigfaltigen künstlerischen Verarbeitungen von optischen Erfahrungen, die ihrerseits unterschiedliche historische Kontexte voraussetzen und widerspiegeln. In der Malerei bewegen sich die künstlerischen Anforderungen an den Gesichtssinn zwischen den Polen der linear begrenzten Formen und der Bunten Palette der Farben, wobei letztere von John Ruskin in dessen Kommentaren zur Malerei von William Turner als optische Provokation der „Unschuld des Auges“ gefeiert wurden. In der globalisierten Welt der modernen Medien und Mobilität haben sich der Gesichtskreis und das Spektrum der damit verbundenen künstlerischen Möglichkeiten erheblich erweitert. Die Bilderflut der visuellen Massenkommunikation hat jedoch auch problematische Aspekte, die der bildenden Kunst kritische Perspektiven eröffnen.
Unter den aus dem ganzen Bundesgebiet kommenden Teilnehmerinnen der Ausstellung „Ich sehe was, was Du nicht siehst! – GEDOK women artists open your eyes“ werden die Preisträgerinnen des Thuesnelda Kunstpreises ermittelt, der von der GEDOK OWL 2016 zum vierten Mal verliehen wird und mit 1000 bzw. 500 € dotiert ist.
Kontakt: Heide Haike, 1. Vorsitzende der GEDOK OWL