Saxophon-Susi
Miss Saxophone
Deutschland 1928, 83 Min.
REGIE
Karel Lamač
neu vertont von M-cine Stummfilmvertonung
Katharina Stashik – Saxophon
Dorothee Haddenbruch – Klavier
Anni von Aspen träumt von einer Karriere als Tänzerin. Ihre Freundin Susi, Showgirl am Revuetheater, lebt diesen Traum. Doch Annis adliger Vater hält nichts davon und schickt seine Tochter aufs Mädcheninternat nach London. Zumindest denkt er das. Denn plötzlich wird aus Susi Anni und aus Anni Susi und diese zieht bei der Tanzgruppe Tiller Girls ein. In der Hauptrolle dieser Verwechslungskomödie, die Jazzelemente, Tanz und Slapstick kombiniert, glänzt der tschechische Filmstar Anny Ondra – als charmante junge Frau, die sich selbstbewusst im großstädtischen Nachtleben behauptet.
Die Susi bläst das Saxophon. Sie groteskelt mit Händen und Füßen; ihr Körper bakert, schlenkert, daß es eine Art ist. Und das Publikum freut sich, freut sich.
Susi ist niemand anders als Anny Ondra, die junge Tschechin, die auf den Titel eines Weltfilmstars beherzt losmarschiert. Sie hat es in bemerkenswert schneller Zeit verstanden, sich ein Publikum zu schaffen. Die Süd-Film hat mit den Filmen dieser Anny Ondra einen guten Trumpf in Händen. Anny Ondra hat Gelegenheit, ein junges Mädel aus guter Familie zu spielen, die den von der Kotzebue-Literatur her auf eine gewisse Filmgattung übertragenden Drang in sich spürt, zum Theater zu gehen.
Das Theater ist natürlich eine Revue. Ebenso natürlich, daß sie nur auf Umwegen dorthin kommt, und da wirft sie nun die Beinchen, kommt zuerst ganz aus Versehen auf die Bühne, macht sämtliche Pferde scheu und holt sich zum Schluß als Mann einen veritablen Lord. Das alles macht sie mit einer natürlichen Begabung für alles Groteske. Postkartenniedlichkeit erledigt sie so nebenher, mit der hundertprozentigen Süße eines amerikanischen Flapper-Idols.
Dann aber, wenn ihr Körperwitz in Aktion treten kann, zeigt sie, wieviel mehr in ihr steckt. Disziplinierter im Ausspielen ihrer Körpereffekte als die [Lili] Damita, ähnlich der Girlhaftigkeit einer Clara Bow – was ist aus dieser Frau noch zu machen! Wenn sie geht, hopst sie wie ein kleines Pferdchen. Plötzlich ein Sprung; es federt, nicht nur in den Beinen. Der ganze Körper wird expressiv.
Hans Feld, Film-Kurier, Nr. 262, 2.11.1928
